Aneurysma der Bauchschlagader

Grundlegendes zu Erweiterungen von Schlagadern

Die Bezeichnung Aneurysma geht auf das griechische Wort für Aufweitung oder Erweiterung zurück und ist reserviert für jene Abschnitte des Gefäßsystems, die im Vergleich zum benachbarten, normal kalibrierten, Gefäßabschnitt einen um zumindest 1.5 fach vergrößerten Durchmesser aufweisen.


Risikofaktoren
Neben erblichen Faktoren spielen aber auch eine Reihe von Umwelt-Einflüssen eine Rolle. Rauchen beispielsweise führt zu einer Zunahme einer speziellen Enzym-Aktivität, wodurch die mechanische Stabilität verschiedener Arteriensegmente beeinträchtigt wird. Die Bildung von Kollagen ist unter höheren Konzentrationen von Östrogen gesteigert, weshalb sich einerseits erklärt warum Männer in jüngeren Jahren deutlich häufiger betroffen sind. In und nach den Wechseljahren verliert sich dieser hormonelle Schutz, sodass im postmenopausalen Altersbereich Frauen deutlich die Oberhand gewinnen, was das Neuauftreten von Aneurysmen betrifft.

Wachstum eines Aneurysmas
Es ist schwer vorherzusagen, wie sich eine Erweiterung der Bauchschlagader entwickelt. Es scheint aufgrund der Wandspannung klar zu sein, dass größere Aneurysmen schneller wachsen als kleinere. Aus diesem Grund ist auch verständlich, dass bei geringeren Erweiterungen auch nicht so engmaschige Verlaufskontrollen wie bei größeren Aneurysmen sinnvoll sind. Erst ab einem Querdurchmesser von über 45 mm sind Kontrollen im halbjährigen Rhythmus zu empfehlen.

Ist eine Screening-Untersuchung sinnvoll? 
Eine Screeninguntersuchung macht speziell beim über 65-jährigen Patienten Sinn, vor allem dann, wenn die betreffenden Patienten eine Rauchanamnese (ob aktiv oder ehemalige ist diesbezüglich nicht entscheidend) aufweisen. Daten zu Mitrauchen sind nicht verfügbar, es kann jedoch erwartet werden, dass auch hierdurch eine Risikosteigerung eintritt.

Eine großangelegte Untersuchung aus Schweden belegt, dass Erweiterungen der Bauchschlagader gar nicht so selten zu finden sind. Von rund 250.000 untersuchten Patienten fand man bei rund 2% ein Aneurysma der Bauchschlagader von größer als 30 mm im Querdurchmesser. Von diesen knapp 4.000 Patienten zeigte ungefähr jeder Fünfte (18%) einen Durchmesser von über 40 mm.

Welche Untersuchungstechnik ist zu empfehlen?
Der diagostische Wert der klinischen Untersuchung (Tastbefund) ist stark abhängig vom Durchmesser des Aneurysmas. Ab 5 cm QDM ist konstitutionsbedingt eine deutlich bessere Aussagekraft zu erwarten, als bei Durchmessern nahe 3 cm, wo der Tastbefund nur geringfügig besser als der Münzwurf ist.

Die Ultraschalluntersuchung gilt allgemein als Methode der Wahl. Neben der weiten Verbreitung und der geringen Kosten ist diese Methode auch mit Abstand die kosteneffektivste.

Im Screeng hat die Computertomographie keinen Wert.

Aktuell gilt, dass eine einmalige Screeninguntersuchung im Altersbereich von über 65 Jahren auch im Hinblick auf die Kosten hocheffizient ist. 

Wann wird ein Aneurysma operiert?
Die Diagnose "Aneurysma der Bauchschlagader" ist nicht gleichbedeutend mir einer notwendigen OP. Die Gefahr, dass ein Aneurysma platzt ist stark abhängig vom maximalen Durchmesser. Im Durchmesserbereich unter 5 cm ist die Rupturgefahr gering und die Operation mit einem höheren Risiko verknüpft. Ab einem Durchmesser von rund 55 mm ist die Rupturwahrscheinlichkeit stark ansteigend, sodass der Eingriff für den Patienten mehr Nutzen als Risiko darstellt.

Muss also regelmäßig kontrolliert werden?
Ja. eine regelmäßige Kontrolle des Aneurysmas ist sinnvoll um eine Durchmesserzunahme über die Grenze von 55 mm nicht zu verpassen. Aus diesem Grund ist das Intervall in denen eine Kontrolluntersuchung empfohlen wird auch abhängig vom Ausgangsdurchmesser. Kleinere Aneurymen müssen dabei nicht so engmaschig kontrolliert werden wie größere.

Gibt es auch eine medikamentöse Wachstumsprophylaxe?
Es wurden in der Vergangenheit einige Substanzen untersucht, denen nachgesagt wird eine wachstumsschützende Wirkung auf Aneuyrsmen zu haben.
Aktuell gelten für Blutdruckmedikamente aus dem Kreis der AT-II-Antagonisten (z.b. Valsartan, Candesartan, Olmesartan, etc) sowie Statinen (z.B. Simvastatin, Crestor, Atorvastatin etc) diesbezüglich eine Behandlungsempfehlung.

Wenn ein Eingriff notwendig ist: OP oder Stenteingriff?
Ist man als Patient fit genug um für einen großen bauchchirurgischen Eingriff freigegeben zu werden, so ist die offene OP immer noch zu bevorzugen, da stentgestützte Eingriffe ein höheres Risiko für viele Folgeeingriffe mitbringen. Stentgrafts werden sich vermutlich weiter entwickeln und mittel- bis längerfristig eine adäquate Alternative für die offene OP darstellen.