Das Raucher-Volksbegehren

Das aktuell laufende Don't smoke-Volksbegehren der Ärztekammer erfreut sich eines regen Zuspruches. Die halbe Million an Unterstützern ist überschritten. Politisch wird die Thematik auch heftig diskutiert. 

Zigarettenrauchen gilt nicht mehr als cool und läßig. Die aus meiner Jugendzeit bekannten Werbespots von Zigarettenmarken die "coole Cowboys" oder "läßige Piloten" beim Rauchen in den Mittelpunkt stellten sind schon lange verboten. Sogar in der Formel-1 darf keine Rauchwerbung mehr gezeigt werden, und das auch schon seit etlichen Jahren.

Weltweit sterben jährlich mehr als 6 Millionen Menschen an den direkten Gesundheitsfolgen des Zigarettenrauchens. Der Hauptteil davon fällt dabei auf Erkrankungen des Herzkreislaufes wie Herzinfarkt und Schlaganfall, sowie schwere Durchblutungsstörungen im Extremitätenbereich. Tumorerkrankungen der Lunge und auch des Urogenitaltraktes sind ebenso mit dem Rauchen assoziiert wie schwerwiegende und weitgehend chronische Funktionseinschränkungen der Atmungsorgane.

Darüberhinaus kommt es bei Raucherinnen und Rauchern häufiger zu Zahnfleischerkrankungen, Magengeschwüren, Verminderungen der Knochensubstanz, erhöhter Infektanfälligkeit und sogar Zuckerkrankheit.

In Summe kann jeder 2. Raucher, also rund die Hälfte, damit rechnen an den Folgen des Rauchens zu versterben. Eine groß angelegte Studie aus Norwegen hat an rund 50.000 Studienteilnehmern diese Auswirkungen untersucht und festgestellt, dass durch den täglichen Konsum von 20 Zigaretten und mehr ein Verlust an Lebenszeit von mehreren Jahren festgehalten werden kann

Warum also Rauchen?

Eines der Argumente, dass man Raucherinnen und Raucher ja in deren persönlicher Entscheidung zu rauchen nicht bevormunden soll hinkt, denn viele Raucherinnen und Raucher rauchen eben auch in Gegenwart von Nicht-Rauchern und setzen diese auch einer nachweislich ausgeprägten Gesundheitsgefährdung aus.

Ein anderes Argument ist, dass jährlich ja ein beträchtlicher Betrag durch die Tabaksteuer ins Budget fließen, sodass eigentlich auch plausibel ist warum die 

Regierung von einer Verschärfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen nichts hält. Dieses Argument hinkt aber einwenig, denn setzt man die jährlichen Kosten der Gesundheitsausgaben für Behandlungen von Rauchfolgen gegenüber so ist klar, dass diese Rechnung nicht aufgeht.

Angeblich entlasten Raucher die Pensionskassen durch einen früheren Tod. In der Analyse stimmt dies aber auch nicht, denn sie belasten das System sogar indem sie früher in Pension gehen und wegen niedrigerer Einkommen auch weniger einzahlen.

Dabei ist diese Rechnung noch nicht einmal vollständig. Der durch Tabakkonsum bedingte Verlust an Lebensjahren, in denen keine Produktivleistungen erbracht werden, ist in der Rechnung beispielsweise nicht berücksichtigt. Und auch anderweitige direkte Folgekosten durch Rauchschäden, Unfälle ohne Personenschaden, Müllbeseitigungskosten für Zigarettenkippen und Asche sowie Brände aufgrund weggeworfener Zigaretten bleiben unberücksichtigt.

 

Um die direkten Kosten für die Allgemeinheit auszugleichen, müsste die Schachtel Zigaretten knapp 8 statt fünf Euro kosten. Sämtliche Folgekosten wären gar erst mit einem Schachtelpreis von über 11 Euro kompensiert – und natürlich auch nur, wenn die Erhöhung komplett den Sozialkassen zugute käme.

 

 

Abschließend kann man also aus medizinischer Sicht sagen, dass die Diskussion rund um das Gastronomie-Rauchverbot an der wirklichen Problematik vorbei geht. Es wäre viel vernünftiger und im Sinne einer Krankeitsprävention auch wesentlicher konsistenter, Zigaretten völlig zu verbieten. Hierdurch würden nicht nur die nichtrauchenden Angestellten in der Gastronomie geschützt, sondern auch Kinder oder andere nichtrauchende Mitbewohner im Raucherhaushalt. Diese Vorgehensweise ist jedoch vermutlich nicht lobbiierbar, weil hierdurch die Selbstbestimmung untergraben wird und auch eine gewisse Anzahl an Arbeitsplätzen (Tabak-Traffiken) zur Disposition stünden. der Ärztekammer wird nachgesagt, dass dieses Volksbegehren eine gewisse politische Motivation hat. Ich persönlich finde, dass die politische Motivation nicht zur Diskussion stünde, wenn man die ein komplettes Verbot eingefordert hätte. Warum diese aus medizinischer Sicht höchst-sinnvolle Forderung nicht gestellt wurde macht aus meiner Sicht die Frage der Motivation durchaus hinterfragbar.

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Kommentare: 1
  • #1

    Franz G. (Montag, 12 März 2018 00:44)

    Lieber Herr Professor!
    Ich möchte mich sehr für diesen informativen Text bedanken.